PDF: Reisen in der Schweiz mit Pferd und Wagen
Die Schweiz liegt mitten in Europa, umgeben von Deutschland, Frankreich, Italien, dem Fürstentum Lichtenstein und Österreich. Das kleine Land umfasst hauptsächlich drei Landschaften, den Bergzug Jura im Norden, das flache Mittelland und die Alpen im Süden. Hier entspringen die großen Flüsse Rhein und Rhone (Fig. 1). Ein Teil des großen, Nord- von Südeuropa trennenden Alpenbogens liegt auf schweizerischem Territorium. Das Land ist also geprägt von Hügeln und Bergen.
Diese Topographie bestimmte stets die Reisemittel in der Schweiz. Es waren zunächst – auf dem Landweg – vor allem Saumtiere und leichte Fahrzeuge. Bis vor 150 Jahren war die Schweiz ein eher armes Agrarland, wurde dann aber schnell industrialisiert und damit reicher. Heute beherrscht bekanntlich der dritte Sektor die Schweizer Wirtschaft. Nach wie vor sind indessen der Tourismus und der Durchgangsverkehr eine Konstante der Schweizer Geschichte und Gegenwart. Fig. 2 symbolisiert dies: Es zeigt eine zum Horizont führende Passstrasse (Umbrail) um 1900 mit einem leichten Reisewagen vor einer herrlichen Bergkulisse. – Als Kulturhistoriker ist für mich auch bei diesem Thema der ganze Lauf der Geschichte und der jeweilige Kontext wichtig. Ich beginne mit der Epoche der Kelten, die früher mein Schwerpunktgebiet als praktisch tätiger Archäologe war.
Die Schweiz gehörte vor 2’500 Jahren zum Kerngebiet des Volkes der Kelten oder Gallier. Diese waren ausgezeichnete Handwerker, gerade im Bereich des Wagenbaus. In ihre Zeit fällt die Einführung des Speichenrades in Europa. Dies war damals ähnlich konstruiert wie in der Neuzeit, ja sogar besser. Denn die Kelten verstanden es, die Radfelge aus einem einzigen Stück Holz anzufertigen, das mittels Wasserdampf in seine runde Form gebogen wurde. Aufgrund von archäologischen Funden habe ich 1987 einen fahrbaren Streitwagen (essedum) für das Schweizerische Nationalmuseum rekonstruiert (Fig. 3). (…)