PDF: Pferde und Wagen zur Zeit von Napoléon III.
Napoleon III. und seine Regierungszeit, das Zweite Kaiserreich, waren schon Thema zahlreicher Publikationen. Historiker, Ökonomen, Kunsthistoriker und Soziologen haben die Persönlichkeiten des Kaisers und der Kaiserin studiert und analysiert, sowohl in Bezug auf den beeindruckenden Aufschwung der Industrie und den wirtschaftlichen Wohlstand Frankreichs als auch auf das Leben am Hof und in der Gesellschaft samt den Neuerungen im Städtebau, vor allem in Paris durch den innovativen Baron Haussmann. Dies gilt auch für die Entwicklungen in der Kunst, besonders in der Angewandten Kunst, und in der Mode. Alle diese Werke ergeben zusammen eine ansehnliche Bibliografie, die ständig erweitert wird.
Es blieb aber bislang ein mehr oder minder ignoriertes Thema unbearbeitet: Die kaiserlichen Stallungen im Louvre und am Quai d’Orsay, später „de l’Alma“ genannt, die Pferde und Wagen des Kaisers, sein Personal und die Verwaltung seiner Stallungen fanden bislang – ausser in einigen wenigen Fachartikeln – kaum Interesse bei Forschern und Historikern. Dies, obwohl das Marstallamt ein zentrales Element im täglichen Ablauf des Hofes in Paris bildete. Es organisierte und regelte die Abläufe der wichtigsten Feste mit ihren öffentlichen Auftritten ebenso wie die Verlegungen und Reisen des Kaisers und seiner Entourage. Gemäss C. Duhamel befanden sich dank dem Oberststallmeister Fleury damals „die schönsten Pferde der Welt in Frankreich“. Dazu kam der Prunk der mit diesen angespannten Wagen und Geschirre; die kaiserlichen Auftritte auf den Strassen der Stadt fügten sich jeweils zu einem strahlenden Gesamtbild zusammen.
Die Stallungen im neuen Louvre waren die schönsten Europas, wie dies berühmte Besucher, darunter der Preussenkönig und sein Kronprinz bei ihrem Besuch im Jahre 1867, festhielten. Die Gespanne waren nie mehr so glänzend wie in der Zeit von Napoléon III. Die kaiserlichen Equipagen gaben damals den allgemeinen Ton an. Baron Faverot de Kerbrech, Zeitzeuge und Akteur in der Funktion als Ordonnanz von General Fleury hielt in seinem Werk von 1903, das zur „Bibel“ in Fachkreisen geworden ist, fest (L’Art de conduire et d’atteler, autrefois, aujourd’hui): „Der Marstall Napoléons III. wurde unter Leitung seines Oberststallmeisters mit einem so hohen Stand an Eleganz und Reichtum realisiert, dass kein anderer Stallkomplex in Europa an diesen herankommt.“ … „Die Hof-Equipagen erreichten einen Grad von Eleganz und Perfektion, der seither nie mehr überschritten wurde.“ (…)