PDF: Kleine Burg-Chronik des Schlosses Wildegg – der Sophie von Erlach
Als neuer Direktor des Landesmuseums verbrachte ich ab 1987 einen Teil meiner Freizeit auf Schloss Wildegg, wo innerhalb dieser „Aussenstelle“ des Nationalmuseums der Direktion und Kommission des Landesmuseums eine Wohnung zur Verfügung stand. So hatte es die Schenkerin
der ganzen Anlage, Julie von Effinger, in ihrem Testament 1912 angeregt, mit dem sie den alten Effingerschen Familiensitz der Eidgenossenschaft samt einem grösseren Vermögen vermachte. Wildegg lag ziemlich genau in der Mitte zwischen meiner alten und damaligen neuen Heimat. Bei diesen Aufenthalten und langen Abendspaziergängen wuchsen mir das Schloss, seine Umgebung
und seine ehemaligen Bewohner ans Herz.
Seit 1917, als das Landesmuseum Schloss und Domäne als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatten, war auf der musealen Ebene nicht mehr viel geschehen. Einiges stand deshalb sechzig Jahre später an. So waren viele Objekte nicht inventarisiert, es gab im ganzen oberen Teil des Schlosses noch keine elektrischen Installationen sowie kaum Sicherheitseinrichtungen. Ausser einem Faltprospekt konnte den Interessierten nichts Schriftliches abgegeben werden. Also vertiefte ich mich in die Schlossgeschichte und gab 1988 den Westermann-Führer über Schloss Wildegg heraus. Dabei wurde mir die zentrale Bedeutung der Urheberin der Chronik, Sophie von Erlach, für die Schlossgeschichte und den Status quo der Anlage bewusst. Deren Inhalt hatte schon zwischen 1912 und 1917 für gewisse Stockwerke des Schlosses als Leitlinie für die museale Einrichtung gedient. (…)