Zeitgeschichte: Pfahlbaudorf aus ungebranntem Lehm aus der Serie von David Fischli und Peter Weiss „Plötzlich diese Übersicht von 1982“; Geschenk der Künstler nach Abschluss der Sonderausstellung „Sonderfall Schweiz?“ von 1993
Aus der Sonderausstllung „BlingBling“ von 2003/2004
Sonderausstellungen brachten dem Landesmuseum nicht nur bedeutende Objekte und Objektgruppen zur Zeitgeschichte (Landesgeschichte), sondern auch neue kreative Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Konsequenterweise wurde eine neue Sammlungsabteilung für das 20. Jahrhundert gegründet. Damit einher ging die gezielte Akquisition von ganzen Sammlungen.
Öffentliche Häuser sind beim Sammeln oft etwas träger als private Sammler aus Leidenschaft mit ihrer guten Nase für neueste Entwicklungen. 1994 wurde etwa die bedeutende, einige Tausend Fotos des 19. und 20. Jahrhunderts umfassende Sammlung des Basler Ehepaars Herzog erworben, inventarisiert, bearbeitet, ausgestellt sowie publiziert. Was hier in einem Satz ausgedrückt wird, umfasste jahrelange gezielte Arbeit.
Das zeigt etwa das Beispiel der Zürcher Textilsammlung Abraham. Nach der Sonderausstellung „Modedesign Schweiz“ von 1997 machten Modedesigner den Vorschlag, das Thema der kreativen Schweizer Szene im Bereich Textilproduktion aufzugreifen.
Es folgte bald eine kleinere Show zum Schaffen der Zürcher Marke „Fabric Frontline“ im Museum Bärengasse. In privatem Rahmen wurden internationale Textilmessen in Paris und Como besucht. Da wurde deutlich, wie herausragend ostschweizerische Firmen wie Forster und Schläpfer arbeiteten.
Mit dem kreativen Leiter der letzteren Firma, Martin Leuthold, und anderen Spezialisten konnte schliesslich in der Ruhmeshalle die grosse Präsentation „Bling Bling“ 2004/05 gezeigt werden. Im Umfeld dieser Ausstellung wurde eine Kollektion von Roben angekauft, die aus Schweizer Stoffen gefertigt waren, darunter natürlich der bekannten Zürcher Firma Abraham.
Während „BlingBling“ wurde Gustav Zumsteg, der Besitzer des Abraham-Archivs, wegen einer Übernahme seiner wohl geordneten Sammlung behutsam kontaktiert. Die Reaktion war verhalten positiv, der Eigentümer indessen nicht mehr entschlussfreudig. So blieb es bis zu seinem unerwarteten Tod im Jahre 2005. Es folgte dann sofort der Gang zum persönlich bekannten Nachlassverwalter, die Kontaktnahme mit den involvierten Kennern und der Zürcher Seidengesellschaft als Partner, zumal die Gefahr bestand, dass ausländische Firmen den Bestand übernehmen und „ausschlachten“ wollten.
Bald lagen von allen Seiten die Zusagen vor, zumal der Verstorbene sich nach dem ihm entgegengebrachten Interesse, wie sich nachträglich herausstellte, immer wieder positiv gegenüber einer Übernahme seines sorgsam gehüteten Lebenswerkes geäussert hatte. Die materielle Entgegennahme des umfangreichen Materials samt Mobiliar mit anschliessender Bearbeitung in die Obhut des Landesmuseums wurde auf den Zeitpunkt der Fertigstellung geeigneter Räumlichkeiten in Affoltern vereinbart. Damit waren wieder ein qualitätvoller Fundus auf lange Zeit gesichert.